Fotografik
Fotografikserie:
Titel: Switch it
Fotografie ist auf ein Versprechen von Wahrheit ausgelegt – auch wenn wir wissen, dass das trügerisch ist. Als sie sich im 19. Jahrhundert als neues Medium etabliert, stellt sie die erste und einzige Möglichkeit dar, die Wirklichkeit authentisch abzubilden, d.h. quasi automatisch aus sich selbst heraus zu reproduzieren. Trotz der analogen und digitalen Eingriffe, die unsere heutige Wahrnehmung von Fotografie relativieren, hält sich dieser Mythos nach wie vor und prägt das Denken und Reden darüber. Der Zauber des Echten, der dieser Technik innewohnt, ist und bleibt ein Charakteristikum, das von Fotografen und Theoretikern immer wieder aufgegriffen wird – nicht zuletzt aufgrund des emotionalen Faktors, mit dem die fotografische Wahrheit an das Bildgedächtnis des Betrachters appelliert. Das Wiederentdecken, Wiedererkennen, Wiedererleben und Wiedererfühlen des Gesehenen spricht ihm die Kompetenz zu, den Bildern Bedeutung zu geben. Um so mehr irritiert es, wenn diese Fähigkeit in Abrede gestellt wird – wie bei den Arbeiten von Markus Zender. Bei seiner jüngsten Serie Switch it kann man den eigenen Augen in mehrfacher Hinsicht nicht trauen.
Ein motivischer Anhaltspunkt ist bei den abstrakten Gefügen
aus farbigen Schollen schwer auszumachen: Sie könnten die
topografische Ansicht eines Geländes zeigen; spektakuläre
Naturaufnahmen von zerklüfteten Landschaften, wie man sie als
Satellitenbilder aus entlegenen Gegenden der Erde kennt;
chromatisch durchäderte Mineralien mit Moosen und Flechten;
oder Vergrößerungen aus dem Reich der Schimmel, Zellen und
Bakterien. Ohne den Hinweis eines Maßstabs lassen die
Bildausschnitte den Betrachter im Unklaren, wo zwischen Mikro
und Makro das Dargestellte anzusiedeln ist.
Auch die Perspektive ist verunklärt. Das Bild erscheint als
Profil aus Wölbungen und Ausstülpungen oder Relief aus
Kratern und Erosionen. Die polyfokale Verteilung von
Überlagerungen und Verdichtungen lässt den Bildraum wie ein
Vexierbild kippen – Hollow- Face-Effekt ist ein Begriff, den
Markus Zender für diese Mehransichtigkeit aus der
Wahrnehmungspsychologie entlehnt. Selbst die Suche nach einem
Ordnungsprinzip führt ins Leere. Die Parameter, nach denen
sich die Strukturen auf der Fläche organisieren, scheinen mehr
dem Zufall als einer bewussten Gestaltung zu folgen. Sie sind
jedoch bewusst nach Kriterien der Wahrnehmungspsychologie
gewählt. Nur diese Vorgehensweise sorgt dafür, das die
Tiefenwahrnehmung der Fotografiken ihre Eigendynamik entwickelt
und vom Betrachter nicht willentlich beeinflusst werden kann.
Eine Tatsache die in unserer von ratiolalem Verhalten und
Denken geprägten Zeit zu einem Gefühl der Machtlosigkeit
führt und zugleich zum Spiel mit den Bildräumen auffordert.
Wo der Betrachter an die Grenzen seiner kognitiven und
physiologisch-psychischen Wahrnehmungsfähigkeit kommt, wo der
Wiedererkennungswert der Fotografie ausgehebelt ist, wird die
Ästhetik auf eine substantielle Auseinandersetzung mit den
formalen Gegebenheiten zurückgeworfen. Formen, Farben und
Texturen selbst werden zur zentralen Bildinformation. Bei den
Arbeiten von Markus Zender lassen diese eine Komposition von
komplexer, gestalterischer Qualität entstehen, die auch ohne
Narrativ reich an Entdeckungen ist. Die Fotografiken – so die
Bezeichnung für dieses künstlerische Genre der Fotografie,
das den Bildgegenstand zugunsten der Bildelemente in den
Hintergrund rückt – ähneln hierin den früheren Collagen und
bildhauerischen Arbeiten des Künstlers. Dieser essentielle
Ansatz funktioniert auch ohne das Wissen um das ursprüngliche
Bildmotiv. Im Unterschied zu Zenders grafischem und plastischem
Werk ist es aber gerade die Dialektik von Objekt und
Verfremdung, die seinen Fotografien einen zusätzlichen Reiz
verleiht.
Erfährt man, dass es sich hier um Detailaufnahmen verwitterter
Graffitis handelt, setzt ein semantischer Aha-Effekt ein:
Schlagwörter wie Verfall und Konservierung, Fundstück und
Autorschaft, Auflösung und Aufwertung laden zu einem
gedanklichen Zapping ein. Das Switchen – das Umschalten, wie
Markus Zender seine Serie betitelt – beinhaltet somit nicht nur
das formale Spiel mit dem Bildraum, sondern auch den Aufruf,
mit anderen Augen auf Bekanntes zu blicken und die Wahrheiten
der Fotografie neu zu interpretieren.
[Text: Alexandra Orth]
Videokunst
Titel: Arbeitsbeschaffungsmaßnahme
Titel: Digitale Wanderer
Titel: Carcrash
Titel: How to
Titel: Kapitalismus
Thematisiert wird die Übernahme und die scheinbar willkürliche Betroffenheit in rein kapitalistischen Denk- und Funktionsmodellen sowie deren Auswirkungen. Es wird dabei bewusst auf abstrakte Bild- Toninhalte zurückgegriffen um eine maximale internationale Kausalität zu erreichen. Aufsaugen und Ausspucken als menschliche Verhaltensweisen stehen als Synonym und Metapher im Kontrast zur kalten Existenz zweier Geldautomaten.
Plastik
Windskulptur "Sliced Sphere"
Titel: Cocoon
Wood Plastic Composites
Objektserie: Frozen
Expansions
Collagen
Exponatliste/Preise
Vita
1989 Ausbildung zum Industriemechaniker, Mandern
1992 Intensivstudium Europäische Kunstakademie, Trier
1995 Studium Dipl. Grafiker FH, Trier
1998 Gasthörer an der HdbK Karlsruhe
2001 Art Direktor, Köln
2011 Robert Schuman Kunstpreis (Nominierung), Luxemburg
Ausstellungen
2022 Ausstellung „AHOI“ Kunsthalle Trier, Trier
2019 Einzelausstellung „Artifical Illumination“ Galerie
Netzwerk, Trier
2018 Einzelausstellung „Zwischenbilanz“ Galerie Palais
Walderdorf, Trier
2018 „Geldrausch“, Tufa Trier
2018 Galerie KM9, Trier
2017 Jahresausstellung, GBK Trier E.V
2016 Artotek, Tufa Trier
2015 Jahresausstellung, GBK Trier E.V
2015 Kulturwerkstatt e.V, Trier
2014 Jahresausstellung, GBK Trier E.V
2013 Biennale 7, Luxemburg
2013 Adhoc, Tufa Trier
2012 D’Konschtkëscht, Saarlandmuseum, Saarbrücken
2012 D’Konschtkëscht, Abbaye de Neumünster, Luxemburg
2012 D’Konschtkëscht, Cercle-Cité des Cité, Luxemburg
2012 D’Konschtkëscht, CNA, Centre national de l’audiovisuel,
Luxemburg
2012 D’Konschtkëscht, Sierck-les-Bains, Rathaus,
Lotringen
2011 Robert Schuman Kunstpreis (Nominierung), Luxemburg